Page 16 - Wolfgang A. Gogolin: Als Jesus aus den Wolken fiel
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»Na, dann … dann ist ja alles gut.«
»O ja«, sagte der Wirt gemächlich. »Das ist es, mein Schnuffelhase.«
Eine Schweißperle rann ihm dem Rücken herunter. Innerlich machte er
das, was er sich äußerlich nicht traute. Er pustete aus, mit einem langen
Pfff. Wozu die Bundeswehr doch gut war. Täuschen und tarnen reichte in
diesem Fall sogar, er musste sich noch nicht einmal verpissen. Bundeswehr
ist geil, befand der Wirt, zwischen Handgranaten und Flak bot sie bannig gute
Gebrauchsanweisungen für das echte Leben.
Zum krönenden Abschluss gab Peter Bruns seiner Holden einen Kuss
auf die Wange und nahm sie in den Arm. Irgendwie hatte ihre Ehe, trotz
gefühlter tausend Jahre Dauer, immer noch Strahlkraft. Sie fühlten im
Gleichklang. Manchmal mehr, manchmal weniger. Antje löste sich aus
den Armen ihres Mannes und aktivierte den weiblichen Instinkt.
»Peter!?«
»Ja?«
»Jetzt weiß ich, was du meinst. Ich merke es auch.«
Die Blicke der beiden wurden zum Fenster gezogen. Das hereinfallende
Lichtspiel dunkelte peu à peu alles ab und die Luft drückte. Stille im Haus.
Nichts regte sich.
»Was ist das?«
»Keine Ahnung. Aber es fühlt sich verdammich nicht gut an.«
***
Hagel und Feuer mit Blut gemengt fielen auf die Erde und ein Drittel
der Erde brannte, sowie ein Drittel der Bäume, ebenso alles grüne Gras.
Ein großer Berg mit Feuer fuhr brennend in das Meer und ein Drittel des
Meeres ward zu Blut und ein Teil der Kreaturen im Meer starben, nebst
den Schiffen, die zugrunde gingen. Ein großer Stern, der vom Himmel
fiel, brannte wie eine Fackel und stürzte in das Wasser. Sonne, Mond und
Sterne verfinsterten sich und das Licht des Tages schien nicht mehr.
Dithmarschen hatte eine eigene Gangart. Gemächlich, nicht überkan-
didelt und erst recht nicht großes Drama. Blut fiel nicht vom Himmel,
vielmehr hatte sich das Firmament über Dithmarschen violett verfinstert.
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