Page 3 - leseproben
P. 3

flankiert, die aus Sarajewo in Marsch gesetzte Infanteriedivision greift von
rückwärts an - ein hübscher Kessel, nicht? Wir werden sie hier vernichten! Es sind
ihre besten Truppen und wir können dann längere Zeit Ruhe haben! Vielleicht
können wir dann doch einige Regimenter an die Ostfront abgeben ...
--------------------------------

Leseprobe Nr. 2

Die Kriegsgerichtsverhandlung gegen Erich fand an einem Dienstagvormittag statt
und die gegen Gerhard am gleichen Tage nach dem Mittagessen. Beide waren kurz
und formell, da das Unterschungsergebnis jedes Mal eindeutig und erschöpfend
war.

Erich wurde wegen Desertation, Landesverrat, Mord, Vergewaltigung und
Diebstahl dreimal zum Tode und zu zwanzig Jahren Zuchthaus verurteilt. Er
brüllte wie ein Tier in Todesangst und musste geknebelt und in die Zelle
zurückgeschleift werden.

Gerhard gab angesichts der erdrückenden Beweise, der Partisanenlegitimation mit
seinem Bild, der Briefe und der Aussagen der Spitzel und der Tschetniks alles zu,
betonte aber immer wieder, dass er ganz allein schuldig befunden werden könne.
Niemand sonst in der Kompanie hätte ihn unterstützt oder mit ihm sympathisiert!
Niemand sonst hätte um seine Tätigkeit gewusst. Im Übrigen sei er Österreicher
und anerkenne die deutschen Gesetze nicht. Er sei nur gezwungenermaßen bei der
Wehrmacht.

Als der Ankläger, ein hagerer Major mit Schmissen im Gesicht und einem wie von
Ratten benagten grauen Bärtchen unter der Nase, ihn fragte, wie viel er für seine
Nachrichten von den Partisanen bekommen hätte, sah er ihn verächtlich an und
erwiderte: »Ich habe an die siebentausend Toten von Kragujevac gedacht, die
ermordet worden sind. Mein Lohn war es, nicht mehr unter ihre Mörder zu
zählen! Geld habe ich niemals bekommen und hätte auch keines genommen.«

»Warum haben Sie das alles getan?«, fragte ihn der Vorsitzende am Schluss der
Einvernahme.
»Ich wollte damit für die Freiheit aller Völker und auch meiner österreichischen
Heimat kämpfen. Ich wollte den Zusammenbruch der Hitlerherrschaft.«

Bei diesen Worten stand er frei und kühn vor ihnen, trotz seiner Fesseln. Seine
Augen zeigten kalte Verachtung. Manchmal aber wurden sie mild und strahlend,
   1   2   3   4   5