Page 11 - Barbara Naziri: Scheherazades Kinder - Geschichten zu Grenzgängern
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verlangte allerdings zwei Dinge von mir: erstens die Auf-
gabe meiner Freundschaft zu Ali, die ihm schon lange ein
Dorn im Auge war, und zweitens, dass ich ihm in die Türkei
folgen sollte, denn er wollte nach Beendigung des Studiums
nicht in Deutschland bleiben. Ich war geschockt und bat
um Bedenkzeit.
Noch am gleichen Abend eilte ich zu Ali und erzählte ihm
alles. Er schwieg lange und sah sehr blass aus.
»Daria«, sagte er leise. »Es ist dein Leben und ich darf
dich nicht halten, wenn es auch wehtut. Ich habe sowieso
vor, auswärts zu studieren und irgendwann nach Iran zu
gehen. Dort braucht man Mathematiker und Physiker. Da
sind auch meine Wurzeln.«
Ich sah ihn fassungslos an. »Du willst fort? Und unsere
Freundschaft gibst du so einfach auf?«
»Nein, Daria«, sagte er eindringlich. »Es fällt mir nicht
leicht, und egal wo ich auf dieser Welt bin, wirst du immer
in meinem Herzen sein. Glaube mir, du warst und bist und
bleibst mir immer eine Schwester und liebe Freundin.«
Ich brach in Tränen aus. »Was mache ich mit Bülent?
Wie ist das möglich? Darf jemand, der einen liebt, den an-
deren um die Aufgabe eines Menschen bitten?«
»Er ist eifersüchtig. Liebe geht manchmal seltsame
Wege«, entgegnete Ali rätselhaft. »Vielleicht ist alles nicht
endgültig und eines Tages sehen wir uns wieder.«
Ich starrte ihn fassungslos an. »Ich habe mich doch noch
gar nicht entschieden, Ali.«
»Doch«, lächelte er traurig, »das hast du. Sei nicht be-
drückt. Dein Herz wird dir den Weg weisen.«
Als ich ihn verließ, hatte ich das Gefühl, ihn und mich
verraten zu haben. Ich verschloss mein Herz, ging zu Bülent
und willigte in alle seine Wünsche ein, obwohl mich eine
innere Stimme eindringlich warnte. Ich wollte einfach nur
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