Page 17 - DRACHENFLUG - Die Fabel vom Drachen des Regenbogens (Sylvia Grünberger, Karina Pfolz)
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Sanddünen zogen ihre wellenartigen Muster in seltsa-
mer Gleichförmigkeit in alle Richtungen. Die Land-
schaft erinnerte ihn an das Sandbild in seinem Zimmer,
das durch jede leichte Drehung zu neuen Gebilden zu-
sammenfloss. Die Dünen hatten ihren eigenwilligen
Charakter wohl durch den Wind erhalten. Das Auf und
Ab der hellen blauen Wellen zog sich bis zum Hori-
zont, nur in der Ferne zeichnete sich ein dunkler Strei-
fen ab, der die Unberührtheit der Sandmuster wie ein
Weg durchkreuzte.
Obwohl Boogi nun langsamer flog, gelangten sie
dennoch rasch näher und Thomas erkannte, dass der
schmale Weg durch die Dünen bei einer Mulde endete.
Was mochte sich am Ende dieses dunklen Pfades durch
den endlosen Sand wohl verbergen?
Thomas schlang seine Arme fester um den Drachen-
hals und lehnte sich seitlich hinunter, um besser zu se-
hen.
Der Weg schien voll von huschenden Schatten zu
sein, durchsetzt von etlichen bunten Flecken. In der
Mulde, die von höheren Sandhügeln umgeben war, saß
eine dunkle Gestalt. Thomas beugte sich noch tiefer.
Der große hagere Mann war in wallende blaue Gewän-
Urheberrechtlich geschütztes Material
der gehüllt und schien uralt zu sein. Sein eisblaues Haar
hing ihm bis zu den Schultern und der lange Bart
reichte fast bis zu den Knien. Er thronte auf einem rie-
sigen Stuhl, der aussah, als ob er aus überdimensiona-
len Eiskristallen zusammengesetzt und verflochten
wäre.
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