Page 13 - DRACHENFLUG - Die Fabel vom Drachen des Regenbogens (Sylvia Grünberger, Karina Pfolz)
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2. Der regenbogenfarbene Drache



            »Pst, du … wach auf!«, wisperte eine dunkle Stimme.
            Thomas riss die Augen auf. Hatte tatsächlich jemand
            gesprochen? War er womöglich eingenickt, während er
            auf die versprochene Geschichte von Ai-Lin wartete?
            Wo blieb sie überhaupt? Aus der Küche waren leise
            Geräusche zu hören. Na also, jetzt war es bald so weit.
            Seine schweren Augenlider klappten beruhigt zu.
                »He,  schlaf  nicht  wieder  ein!«,  mahnte  die  tiefe
            Stimme.
                »Aber ich schlafe ja gar nicht«, murmelte Thomas
            und rieb sich die Augen. Wer sprach da eigentlich? Ai-
            Lins Stimme klang jedenfalls völlig anders, viel heller
            und höher. »Wer ist da?«, fragte er misstrauisch.
                »Ich!«,  antwortete  die  fremde  Stimme.  Jemand
            stupste ihn am Arm.
                Im Halbdunkel ließ sich kaum etwas erkennen, al-
            les  wirkte  verschwommen,  grau  und  schattenhaft.
            Doch da, neben seinem Oberarm bewegte sich etwas!
            Mit einem Ruck fuhr er hoch. Entsetzt zog er die Bett-
            decke bis zum Kinn. Ein winziges Tier saß auf seinem
            Bett! Was war das? Eine Eidechse? In seinem Zimmer!
            Thomas rückte in die äußerste Ecke des Bettes. Rasch
            schob er möglichst viel von der Daunendecke zwischen
            sich und dieses Tier.
                Unbeholfen zwängte sich das Vieh zwischen den
            Falten der Decke hervor.              Urheberrechtlich geschütztes Material



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