Page 8 - Karin Schobesberger: Ohne Gott wär ich am Arsch
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mir alles recht gut; die kindgerecht aufbereiteten biblischen Geschich-
ten waren sehr nett anzuhören. Allerdings war das, was ich später als
Teenager über das Leben als Christenmensch so hörte, alles andere als
cool. Der liebe Gott schien ein ziemlicher Spielverderber zu sein. All die
Dinge, die mir als junges Mädchen reizvoll vorkamen, schien er verboten
zu haben oder gar nicht gern zu sehen; jedenfalls war das der Tenor in all
den Kreisen und Jugendtreffs. In die Disco gehen, knutschen, heimlich
rauchen und über die Lehrer schimpfen, alles sehr verboten von Gott.
Eine Weile war ich im Zwiespalt gewesen, ob ich als eine Art Amish-
Frau ein todlangweiliges Dasein fristen oder mich ins pralle Leben samt
allem, was Gott anscheinend verboten hatte, stürzen sollte. Dann jedoch
fasste ich den Entschluss, mich dem Leben zuzuwenden und all die Ge-
und Verbote bis auf Weiteres unbeachtet zu lassen.
Gott hatte ich vorerst einmal beiseitegeschoben. Ihn wollte ich später,
wenn ich gesetzt und reif wäre und richtig gelebt hätte, in mein perfektes
Leben einladen, um ihm zu zeigen, wie toll ich alles hinbekommen hatte.
Dann wäre immer noch Zeit, ein gottgefälliges, sprich langweiliges Leben zu
führen. Bis dahin aber wollte ich all das genießen, was mit dem alten
Miesmacher Gott unmöglich zu sein schien. Ausgehen, tanzen, mir ab
und zu einen Rausch antrinken und mir aus der großen Auswahl, die
sich mir bot, den perfekten Mann aussuchen, mit dem ich meine Träume
verwirklichen konnte. Dazu bräuchte ich echt keinen Gott, das bekäme
ich selbst hin.
Die ersten Schritte zur Erreichung meiner Lebensziele klappten er-
freulicherweise wie am Schnürchen. Das lief richtig gut!
Die Sache mit dem lieben Gott hatte ich mir allerdings etwas anders
vorgestellt. Den hatte ich ja eigentlich auf später verschoben, wenn ich
ohnehin alt und langweilig geworden war.
Zu meinem Erstaunen hielt sich Gott nicht an den ihm von mir zu-
gedachten Zeitplan. Überhaupt verlief mein Leben bald nicht mehr ganz
nach meinen Vorstellungen. Anstatt angenehm dahinzuplätschern, wie
ich das geplant hatte, entglitt es zu einer wilden Fahrt, auf der mir Gott
ständig irgendwo begegnete. Allerdings fanden diese Begegnungen nie
im gesetzten Umfeld eines geregelten Lebens statt, sondern gestalteten
sich völlig anders, als ich mir das vorgestellt hatte. Meistens befand ich
mich, wenn Gott in meinem Blickfeld auftauchte, gerade im freien Fall …
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