Page 15 - Michael Rusch: Der Wegbereiter – Rebellion gegen die Pandemie
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„Das ist eine Schande, die armen Kinder“, antwortete der
Alte, „egal ob alt oder jung, die Regierung lässt uns hun-
gern. Wenigstens die Kinder sollten satt zu Essen haben!“
Die Frau drehte sich um und schaute, ob jemand die Wor-
te des Mannes gehört hatte und sagte: „Nicht so laut, wenn
das jemand hört, werden Sie verhaftet!“
„Das werde ich sowieso bald“, antwortete der alte Mann.
„Warum sagen Sie das?“, fragte die junge Frau.
„Weil ich nicht mehr arbeiten kann“, sagte der Alte mit
einem traurigen Lächeln.
„Oh, Sie Ärmster! Heute kann ich Ihnen leider nicht hel-
fen, aber vielleicht morgen. Wollen Sie morgen auch um
diese Zeit hier sein. Dann kann ich Ihnen vielleicht etwas
abgeben“, entgegnete die Frau und hatte mit dem Alten
Mitleid.
„Vielen Dank, junge Frau, das kann ich nicht annehmen“,
erwiderte der Bettler, „bitte geben Sie Ihren Kindern Ihr
weniges Essen, das Sie haben. Kinder dürfen nicht hun-
gern!“ Bei seinen Worten ließ er traurig seinen Kopf hän-
gen. Jedoch blickte er der Frau doch noch einmal ins Ge-
sicht und nickte ihr zu. „Sie sind eine gute und liebenswer-
te Frau. Passen Sie bitte auf ihre Kinder auf!“
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„Mama, warst du schon einmal draußen im Freien?“,
fragte der neunjährige Ian einige Tage später seine Mutter.
„Nein, Ian, du weißt doch, dass wir nur in unseren Tun-
neln und Höhlen sicher sind. Ich bin genauso wie du hier
geboren.“ Die Familie wohnte in den Stollen der alten
Goldminen. Als die Pandemie vor über fünfzig Jahren aus-
brach, wurde der Familie Mooth dort eine Wohngrotte zu-
gewiesen. Damals lebten noch die Großeltern. Von denen
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