Page 12 - Michael Rusch: Der Wegbereiter – Rebellion gegen die Pandemie
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In der Höhle
Der alte Mann war verzweifelt und hatte Hunger. Der
Hunger bereitete ihm Schmerzen und riß an seinen Einge-
weiden. Leider war er nicht im Stande, sich selbst aus die-
ser mißlichen Lage zu befreien. Schon viel zu lange lebte er
unter der Erde in den alten Goldminen. Die meisten Men-
schen nannten diese Minen Höhlen und ihre Wohnungen
Wohngrotten, wenn man überhaupt von einer Wohnung
sprechen konnte. Es war heute eben alles anders, als er es
aus seinen jungen Jahren kannte. Damals lebte er noch in
der Stadt. Heute war das unmöglich. Das jedenfalls be-
hauptete die Regierung. Aber der alte Mann hatte daran
deutliche Zweifel. Gerne hätte er dagegen aufbegehrt, aber
wie hätte er es allein und ohne Unterstützung tun sollen?
Und immer wieder erinnerte er sich daran, dass es ihn in
den Höhlen offiziel gar nicht gab.
Diese Wohngrotten waren zwar tatsächlich abgeschlosse-
ne Bereiche, in denen Familien lebten, deren Vorfahren hier
einen Zufluchtsort fanden, aber mit einer herkömmlichen
Wohnung konnte man sie nicht vergleichen. Die Wände
waren schief und krumm, der Boden uneben und mit vielen
Dellen versehen. Die Räume, die durch den Abbau des
Goldes in vielen Jahren entstanden waren, hatte man ein-
fach abgetrennt, sodass die Menschen eine Bleibe für sich
gefunden hatten.
Nur der alte Mann hatte keine solche Wohngrotte erhal-
ten. Als er vor über fünfzig Jahren diese Höhlen besuchte,
um sie sich anzusehen, waren sie noch offen gewesen. Als
er sie jedoch wieder verlassen wollte, fand er ihre Zugänge
zugemauert vor. Dabei hatte er sich gar nicht lange darin
aufgehalten, nur eine Stunde. Vielleicht waren es auch
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