Page 6 - DRACHENFLUG - Die Fabel vom Drachen des Regenbogens (Sylvia Grünberger, Karina Pfolz)
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Der Schaden erschien ihm unerheblich. Scherben
gab es jedenfalls keine. Allerdings bedeckte die helle
klebrige Flüssigkeit aus dem umgestürzten Glas wie
ein Minisee die Oberfläche des Tischchens. Rasch ret-
tete er die Taschentücher. Er fischte einige aus der nas-
sen Packung, putzte sich die Nase und warf zwei fri-
sche und das gebrauchte Papiertaschentuch auf die ver-
schüttete Zitronenlimonade. Sonst befand sich nichts
Rettenswertes in dem Limonadenteich. Die Flasche mit
dem Hustensaft konnte ruhig ertrinken. Leider ragte
sie, umringt von den nassen Taschentüchern, wie ein
Leuchtturm unversehrt und mahnend aus der klebrigen
Brühe. Das war richtiggehend ärgerlich. Weshalb floss
nicht der scheußliche braune Hustensaft über den
Tisch?
Thomas stellte das Limonadenglas auf. Es war leer.
Das auch noch! Durch den Anblick fühlte er sich sofort
unbeschreiblich durstig. Seine Kehle schien völlig aus-
gedörrt zu sein.
Missmutig fuhr er mit den Fingern durch die ver-
schwitzten blonden Haare. Der Pyjama, die Bettdecke,
sogar der Polster fühlten sich heiß und feucht an. An-
scheinend hatte er im Schlaf ziemlich stark geschwitzt.
Urheberrechtlich geschütztes Material
Entschlossen drehte er die Bettdecke und den Polster
um. Jetzt fühlte es sich kühl und trocken an. Das war
angenehmer. Er spürte die frische Nachtluft, die wie
ein Windhauch durch das geöffnete Fenster herein-
strömte. Nun war ihm zwar nicht mehr so heiß, doch
gegen den Durst half das auch nichts.
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