Page 7 - Rainer Güllich: Drei Morde – Ein Marburg- Krimi
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hinein. Als sie sich umdrehte, erstarrte sie für einen Moment. Margot
            Haupt lag leblos neben ihrem Schreibtisch, ihr Haar war voll Blut.
            Auf dem Boden um ihren Kopf hatte sich eine große Blutlache
            gebildet. Annas Starre löste sich, sie schrie laut. Ihr schwindelte. Um
            nicht zu fallen, hielt sie sich am Putzwagen fest.

            Rolf Rüssler hatte gerade seine Plastikdose mit dem Gurkensalat
            geöffnet, um diesen zu seinem Brötchen als Mittagessen zu sich
            zu nehmen, als er den Schrei aus dem Büro der Chefin hörte. Was
            war denn da passiert? Er sprang auf, hastete zwischen den beiden
            Schreibtischen seiner  Kolleginnen,  die  ihn entsetzt  ansahen, hin-
            durch und riss die Tür zum Büro der Chefin auf. Was er sah, ließ
            sein Herz für einen Moment stocken, dann schlug es ihm bis zum
            Hals. Wie es aussah, hatte seine Chefin einen Unfall gehabt. Woher
            sollte sonst das Blut herkommen? Vorsichtig ging er näher heran, als
            er Margot Haupt erreicht hatte, beugte er sich zu ihr hinunter und
            versuchte, den Puls der Halsschlagader zu fühlen. Doch da war kein
            Pochen zu spüren. Seine Chefin war tot. Und es schien kein Unfall
            zu sein.
              Er sah auf und sah erst jetzt Anna Krämer, die sich an ihrem
            Putzwagen festhielt. Sie war leichenblass.
              »Soll ich dir ein Glas Wasser holen, du siehst nicht gut aus.« Bevor
            sie etwas sagen konnte, ging er zum Waschbecken, das sich rechts
            hinter dem Schreibtisch befand, öffnete den kleinen Schrank dane-
            ben, nahm ein Glas heraus, füllte es am Wasserhahn und reichte es
            Anna. Diese trank das Wasser in tiefen Zügen.
              »Komm nach vorn ins Büro und setz dich«, sagte der Angestellte
            zu Anna. »Ich rufe gleich die Polizei an.« Und das tat er.













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