Page 8 - Rainer Güllich: Drei Morde – Ein Marburg- Krimi
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1. Teil



           1. Kapitel

           Iris Gruber schloss die Hintertür zur Physiotherapiepraxis und ging
           ins obere Stockwerk, wo die Wohnung lag, die sie mit ihrer Lebens-
           gefährtin Almut König teilte.
             Als Iris die Wohnung betrat, war Almut schon in der Küche zu-
           gange, um das Abendbrot zuzubereiten. Die Praxis hatte bis neun-
           zehn Uhr geöffnet, waren doch viele ihrer Patienten berufstätig und
           konnten  tagsüber  nicht  zur Behandlung  kommen.  Iris  hatte  den
           letzten Patienten dieses Tages behandelt.
             Sie begann den Tisch zu decken, stellte Teller auf den Tisch und
           legte Besteck auf, holte Butter, diverse Wurstsorten und Käse aus
           dem Kühlschrank. Almut brachte den Salat und sie begannen zu
           essen. Das verlief meist schweigsam, weil beide sich intensiv auf das
           Essen konzentrierten. Als das Essen beendet war, sagte Iris: »Ich
           wollte da noch was mit dir besprechen.« Sie stockte.
             »Ja, um was geht es denn?« Almut hob den Kopf.
             »Ich wollte so ungefähr eine Woche Pause einlegen …«
             »Von was Pause einlegen?«
             »Na ja, von der Arbeit.«
             Almut schaute Iris erstaunt an. »Pause von der Arbeit einlegen.
           Wie stellst du dir das vor?«
             »Nun, ich dachte, wo wir jetzt doch Corinna haben. Sie ist einge-
           arbeitet, macht ihre Sache recht gut, sie kann für eine Woche einige
           Fälle von mir übernehmen.« Corinna war eine Physiotherapeutin,
           die seit einiger Zeit bei ihnen als Angestellte arbeitete. Die Praxis
           führten Almut und Iris gemeinsam als Geschäftspartnerinnen.
             Almut kniff den Mund zusammen. »Was hast du überhaupt vor?«
             »Ich will meinen Vater in Marburg besuchen.«
             Almut riss die Augen auf. »Ihn besuchen? Ich dachte, das sei mit
           ihm eine total verfahrene Kiste.«
             »Genau deswegen ja. Ich will versuchen, mit ihm einiges zu klären.

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