Page 8 - Margot Horn: Lebensabenteuer
P. 8
wieder einen Kuchen. Die Nachbarn in der kleinen Gemeinde
schätzten und achteten seine Mutter. Arnold war der Meinung,
dass sich das mit dem Einzug dieses Mannes geändert hätte. Er
hatte den Brief mehrfach gelesen und konnte das Gelesene nicht
fassen. Der Anwalt schrieb, dass er seine ältere Schwester suchen
solle. Er solle sich zur Testamentseröffnung melden, wenn er sei-
ne Schwester gefunden habe. Das konnte nicht sein. Hier musste
eine Verwechslung vorliegen. Arnold war mit seinen Eltern immer
allein in dem riedgedeckten Haus mit dem großen Garten. Sein
Vater war verheiratet, bevor er seine Mutter heiratete. Seine junge
Frau war mit dem Baby durch einen Unfall ums Leben gekommen.
Das Baby war ein Junge. Wie sollte er nun eine Schwester haben.
Nie gab es einen Hinweis von seiner Mutter. Arnold wurde von
dieser Nachricht kalt erwischt. Er trauerte um die liebe Mutter,
wunderte sich aber über die Bitte, seine Schwester zu suchen.
In den folgenden Wochen litt Arnold sehr und machte sich
Vorwürfe, dass er sich mit seiner Mutter nicht mehr aussprechen
konnte. Er machte sich Vorwürfe, weil er jahrelang nicht nach der
Mutter gesehen hatte. Wie war es ihr all die Jahre ergangen? Hätte
sie sich über Post oder den Besuch ihres Sohnes gefreut? Da war
ein neues Gefühl. Er sollte eine ältere Schwester haben und dies
machte ihn neugierig. Ihr Name sei Kristin Pahlke. Sie hätte nach
dem Abitur ein Studium begonnen. Die Mutter schrieb im beilie-
genden Brief, der sechs Jahre zuvor geschrieben worden war, dass
Kristin Schauspielerin werden wollte oder in diesem Umfeld ei-
nen Beruf ergriffen haben könnte. Kein Wort über den Vater von
Kristin. Arnold grübelte. War die Kristin, die er am Stadttheater
gefunden hatte, seine Schwester? Sie hatte mit ihrer umgänglichen
und sympathischen Art sofort Arnolds Herz erobert. Aber er sah
Karins Gesicht vor seinem geistigen Auge und war mit sich im
Reinen: Er liebte Karin!
Arnold dachte an Freds Worte, dass Karin arrogant sei. Sie war
angenehm zurückhaltend, aber wenn sie allein waren, wurde Karin
10