Revolutionsgeflüster: Deutschland, Deutschland über allem …

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Hubert Michelis: "Revolutionsgeflüster - Deutschland, Deutschland über allem"Autor: Hubert Michelis
Format: Taschenbuch und eBook
Seitenanzahl: 132 Seiten
Verlag: Spica Verlag GmbH
Auflage: 1 (März 2018)
Sprache: Deutsch
ISBN: 978-3946732372
Altersempfehlung: Ab 14 Jahre, Erwachsene

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Klappentext:

Ein Wohnblock wie jeder andere. Erst auf den zweiten Blick merkt man, dass es hier keine Ausländer gibt und geben darf! Das bekommen auch die Seidels zu spüren, Russlanddeutsche, die in ihrer alten Heimat Fuß fassen wollen. Heinz, der Sohn eines Beamten, der sich als Nazi entpuppt, ist in Olga, die Tochter der Seidels, verliebt und steht nun zwischen den Fronten.

Aber auch in der Nachbarschaft brodelt es mächtig. Hans, ein Frührentner, der von seiner Rente nicht leben kann, flucht auf die Flüchtlinge und diesen Verbrecherstaat, der die eigenen Leute verrecken lässt. Er hat die Faxen dicke und plant eine Revolution …

Über den Autor Hubert Michelis:

Hubert Michelis wurde 1958 im rheinischen Düren als Sohn eines Bergbauingenieurs geboren. Nach dem Abitur studierte er Philosophie und Katholische Theologie in Bonn und wurde Mitglied des Franziskanerordens.

Mitarbeit in Indien bei Mutter Theresa. Von Ende 85-87 als Missionar in China (Hongkong und Taiwan). Nach dem Kennenlernen seiner späteren Frau Verlassen des Klosters und seit 1988 berufliche Neuorientierung. Hubert Michelis ist seit 1989 verheiratet und hat drei Kinder.

Seit 1990 lebt der ehemalige Priester bei Frankfurt am Main, wo er über zwanzig Jahre als Bankangestellter bei zwei asiatischen Banken tätigt war. Heute ist Michelis Freiberufler und widmet sich ganz der Schriftstellerei und Landschaftsmalerei.

Hubert Michelis über den Hintergrund des Romans „Revolutionsgeflüster – Deutschland, Deutschland über allem…“:

Hubert Michelis: "Revolutionsgeflüster - Deutschland, Deutschland über allem"Schon der Titel dieses Romans lässt an gesellschaftliche Unruhen, Umbrüche und an einen Bürgerkrieg denken. Und tatsächlich thematisiert und pointiert dieser Roman manches, was in unserem Land mit dem Anrollen der großen Flüchtlingswelle im Sommer 2015 begann. Die einen verfielen in die Haltung eines naiven „Gutmenschentums“ und hießen die „neuen Deutschen“ enthusiastisch willkommen, andere warfen Brandsätze auf Flüchtlingsheime oder standen als johlende Menge und Beifall klatschender Mob und versoffene Neo-Nazis sympathisierend daneben und machten die Spaltung unseres Volkes in zwei feindliche Lager offenkundig.

Ohne Zweifel zieht sich inzwischen mitten durch unsere Gesellschaft ein tiefer, kaum mehr zu kittender Riss, der zeitweise einen Bürgerkrieg möglich erscheinen lässt. Unser Volk ist gespalten und uneins wie nie zuvor und viele sind enttäuscht von der Politik.

Nicht zuletzt aufgrund der Flüchtlingskrise distanzierten sich nicht wenige von einer ohnmächtig und hilflos agierenden Politik sowie einer unglaubwürdigen „Lügenpresse“, ja sie fühlten sich von beiden verraten und ans Messer geliefert. Vor allem der „kleine Mann“, der im heutigen Deutschland von seiner Rente oft nicht leben kann, fühlt sich verraten und im Stich gelassen. Die Wahlschlappe der etablierten Volksparteien in der deutschen Bundestagswahl 2017 und das Wiedererstarken der Rechten, AfD, Pegida u.a.m. machen das mehr als deutlich. All diese Ereignisse bilden den Hintergrund zu diesem Roman, spielen jedoch auch direkt in den Handlungsplot mit hinein.

Zu den Protagonisten und zum Inhalt:

Hubert Michelis: "Revolutionsgeflüster - Deutschland, Deutschland über allem"Die deutsche Gesellschaft wird in diesem kurzen Roman durch einen großen Häuserblock symbolisiert, der inmitten einer deutschen Großstadt steht und in dem vorwiegend biedere alte Leute wohnen. Erst auf den zweiten Blick merkt man, dass es in diesem großen Block keinen einzigen Fremden oder Ausländer gibt, ja, es darf keine Fremden und Ausländer in diesem Block geben, denn dieses Haus ist die Enklave eines reinen Deutschtums und ein anachronistisches Bollwerk des Tausendjährigen Reichs, das für einige der Protagonisten keineswegs vorbei ist.

In diesem Häuserblock wohnen nicht nur der grantige alte Zimmermann, der ‚damals‘ (in der Hitlerzeit) noch Mitglied der Waffen-SS war und nun im Haus als pensionierter Polizist und Hausmeister immer noch für Zucht und Ordnung sorgt, allerdings zugleich auch seinen faschistischen ‚braunen Terror‘ verbreitet, sondern auch die Familie Schulze. Auch Egon Schulze, ein Mittfünfziger und kleiner, spießiger Beamter, ist ein verkappter Nazi.

Als eines Tages die Familie Seidel als neue Mieter ins Haus einziehen, deutsche Spätaussiedler aus Russland (Kasachstan), die weder ‚Polaken noch anderes Ausländerpack‘ sind, sondern richtige Deutsche, die wieder in ihrer alten Heimat Fuß fassen wollen, eskaliert die Lage plötzlich und die Seidels, die man im Haus immer nur „die Russen“ nennt, sehen sich mit einem Mal einer feindlichen ‚Phalanx‘ gegenüber, die sie bis aufs Blut bekämpfen und aus dem Haus wieder vertreiben will. Heinz, der zwanzigjährige Sohn der Schulzes, der sich in Olga, die Tochter der Seidels, verliebt hat, kann nur noch verzweifelt feststellen: „Und dann haben sie richtig ‚Krieg‘ gespielt.“ Heinz Schulze steht fortan zwischen den Fronten. Er steht zwischen den Leuten aus diesem „scheiß Nazihaus“ und den Seidels (sprich „Russen“), zu denen er sich wegen seiner Liebe zu Olga hingezogen fühlt.

Auch die Familie des kleinen Beamten Egon Schulze durchzieht ein hässlicher Riss. Die Familie hat bereits ihren Ältesten, der vor Jahren nach Amerika emigriert ist, ‚verloren‘, weil er eine ‚Niggerin‘ geheiratet hat. Die Mutter, Elfriede Schulze, als Hausfrau und Mutter anfangs ein naiver Gutmensch, eine ‚Wegguckerin und Mitläuferin‘, die den Psychoterror, an dem ihr Gatte Egon beteiligt war, angeblich nicht mitgekriegt hat, leidet sehr unter der Spaltung ihrer Familie. Sie kriegt aber die Kurve und durchlebt im Laufe der Geschichte eine Wandlung, denn sie engagiert sich schließlich in der Flüchtlingshilfe. Allerdings sind dadurch harte Konflikte mit ihrem faschistisch denkenden Ehemann vorprogrammiert.

Als Egon Schulze von einem sozialschwachen Frührentner und Skatfreund Besuch bekommt, fließt nicht nur der Alkohol in Strömen, sondern die beiden verhackstücken während eines Saufgelages auch die gesellschaftspolitische Lage und planen am Ende eine Revolution. Hans, der Frührentner, der von seiner mageren Rente nicht wirklich leben kann, schimpft in einem fort über den deutschen ‚Verbrecherstaat‘, die ‚Parteiendiktatur und die Politmafia‘, die den Menschen weismachen wollen, dass es in unserem Lande doch allen gut ginge, was er angesichts seiner 40 Arbeitsjahre und lächerlichen Altersrente als Hohn und Ungerechtigkeit empfindet.

Als die beiden schließlich auf die Flüchtlinge zu sprechen kommen, die man besser behandeln würde als die eigenen Alten und Rentner und denen man ‚den Zucker in den Arsch blasen‘ würde, droht Hans auszurasten. Am Ende wird es handgreiflich und Hans, der Frührentner, muss sich aus dem Staub machen, weil Frau Schulze ihm wegen Volksverhetzung und Beleidigung mit der Polizei und dem Verfassungsschutz droht. Einmal mehr scheitert eine deutsche Revolution schon im Keim an der Uneinigkeit der Deutschen.

„Revolutionsgeflüster“ ist für Leserinnen und Leser ab 16 Jahren bis ins hohe Rentenalter geeignet. Zudem wäre es eine geeignete Lektüre der Nachkriegsepoche und Ereignisse um die aktuelle Flüchtlingskrise für den Schulunterricht. Diese Geschichte polarisiert, will jedoch keine Hetzschrift sein, sondern anscheinend Unversöhnliches am Ende doch wieder unter einem Dach vereinen. Viele der im Islambuch „Islamisierung Deutschlands?“, das ich mit dem Historiker Stefan Schweizer gemeinsam geschrieben habe, angesprochenen Fragen und Probleme, kommen auch in diesem Buch zu Wort.

[Hubert Michelis]

Rezension der international bekannten Schauspielerin und Künsterlin Angélique Duvier zum Buch „Revolutionsgeflüster“:

Ein tolles Buch welches viele zum nachdenken und umdenken anregen sollte! Hubert Michelis zeigt in seinem Buch mit starker Beobachtungsgabe, ein typisch deutsches Spießertum auf. Er beschreibt Menschen die ihre Abneigung gegen Veränderungen ihrer gewohnten Lebensumgebung ausleben.

Ein bemerkenswertes Buch, welches die Motive und Prinzipien einiger Alltagserscheinungen offenlegt und das kleinbürgerliche Milieu hervorhebt. Er zeigt in seinem Buch die geistige Dumpfheit auf, zu der es schwer durchzudringen scheint. So traurig die Denkweise vieler unserer Mitmenschen doch ist, zeigt Hubert Michelis in seinem Buch doch auf, dass es durchaus möglich ist, seine Denkweise zu ändern und die Dinge auch aus der Sicht anderer Menschen zu betrachten. In diesem Falle geht es um Flüchtlinge und um Fremdenhass im allgemeinen, um eigene Unsicherheit und Minderwertigkeitsgefühle.

Ein tolles Buch welches viele zum nachdenken und umdenken anregen sollte!

Quelle: Facebookposting von Hubert Michelis >>>

Lesprobe aus dem Buch „Revolutionsgeflüster“:

1. Geschlossene Gesellschaft

Werfen wir nun einen Blick aul das Haus mit seinen Bewohnern, um das sich unsere Geschichte dreht. Es ist ein riesiges Gebäude in einer Großsladt, im Weslen unseres Landes. Wie viele Häuser aus jenei Zeit ist es im Stil der 1950er Jahre gebaut: Ein langgezogenes, fünfgeschossiges Rechteck mit einfachem Satteldach. Die zweckmäßige Bauweise entsprach dem Geist jener Zeit, denn inmitten zerbombter Ruinen schossen solche Kasernen wie Pilze aus dem Boden. Inzwischen ist nicht nur das Haus in die Jahre gekommen, sondern auch dessen Bewohner, etliche sind mittlerweile hochbetagt.

Hubert Michelis: "Revolutionsgeflüster - Deutschland, Deutschland über allem"Während der 1980er Jahre musste der Block saniert werden. Vieles wurde erneuert, auch die Fenster, die seither aus Kunststoff sind. Doch wie vorher sind sie klein und schmal, so begrenzt und eingeschränkt wie der Blickwinkel der Leute, die aus diesen Fenstern nach draußen schauen. Auch in anderer Hinsicht ist es kein schönes Haus, wenngleich die einst grauen Fassadenwände inzwischen in einem freundlicheren Ocker leuchten. Das Treppenhaus ist immer noch aus anthrazitfarbenem Waschbeton und wirkt dadurch düster und bedrückend.

Das spärliche, durch bunte Glasbausteine eindringende Licht vermag sich nicht recht auszubreiten und wird vom Grau des Treppenhauses hoffnungslos absorbiert. Balkone, auf denen Tulpen oder Geranien blühen könnten, existieren nicht. Neben den meist älteren Bewohnern sind inzwischen einige jüngere Familien eingezogen. Kinder gab es nie viele, und daran hat sich bis heute nichts geändert. Man hat eins, bestenfalls zwei, als würde man sich nicht getrauen, mehr von ihnen in diese Welt zu setzen.

Eines der Kinder aus dem Haus war Heinz Schulze, ein aufgeweckter Blondschopf mit blauen Augen und einem lausbubenhaften Grinsen auf dem langen, schmalen Gesicht, in dem eine Stupsnase saß. Die Ohren waren etwas groß geraten und standen deutlich ab. Er war ein stiller Junge, der in der Schule wenig von sich gab, ja seinen Mund nicht aufbekam. Daheim, wenn er mit seinen Altersgenossen spielte, war er wild und ungestüm wie alle anderen Jungen auch, und nichts war ihm wichtiger als seine Freiheit. Als Heinz im Jahre 1999 eingeschult wurde, waren die mittlerweile alten Leute noch deutlich jünger. Viele der Mitbewohner verdingten sich als Schichtarbeiter in den umliegenden Fabriken. Die Schichtarbeit forderte ihren Tribut und bedeutete Rücksichtnahme. Tag und Nacht musste man still sein, denn in irgendeiner Wohnung schlief immer jemand …

Buchempfehlung:

„Revolutionsgeflüster“ ist Hubert Michelis‘ bedrückende Bilanz der rasant voranschreitenden politischen und sozialen Zerwürfnisse der letzten Jahre in einer demokratischen Wohlstandsgesellschaft. Zunehmende Ungleichverteilung von Ressourcen, neue Armut sowie die Angst vor wirtschaftlichen und technologischen Neuerungen haben in breiten Schichten der Bevölkerung trotz guter Konjunkturlage Verunsicherung ausgelöst. Globalisierung und eine Pluralisierung des Gemeinwesens durch viele nebeneinander existierende Lebensentwürfe, haben viele Menschen, die als Verlierer der ökonomischen Rahmenbedingungen nach „einfachen Lösungen“, überschaubaren Strukturen und so etwas wie „Identität“ suchen, zusätzlich verunsichert.

Die Politik hinkt hinter diesen Veränderungen nach und bisher etablierte Parteien, Institutionen und Medien verlieren an Rückhalt und Glaubwürdigkeit in der Bevölkerung. Die Krise eines weitgehend ungehemmten Neokapitalismus zeigt ihre Wirkung. Wie immer in Zeiten der Umbrüche werden Sündenböcke gesucht. Menschen in prekären Lebenslagen werden bewusst gegeneinander ausgespielt, um eine Solidarisierung der sozial Schwachen, ganz im Interesse der wenigen Gewinner des herrschenden Systems, zu unterbinden. Politische Gruppierungen instrumentalisieren Not und Unzufriedenheit von Menschen und missbrauchen sie für ihre Zwecke. Seit der Flüchtlingskrise von 2015 werden vor allem Menschen mit Migrationshintergrund, und hier in erster Linie Muslime, als Feindbilder aufgebaut.

Vor diesem hochbrisanten Hintergrund handelt die Geschichte. Die tristen Settings, Milieus und Dialoge sind exzellent beobachtet, erscheinen aus dem Leben gegriffen und zeugen vom schriftstellerischen Können bzw. Einfühlungsvermögen des Autors. Ich fand es geradezu erschreckend, wie sehr mich die Texte an eigene Erlebnisse, Impressionen und Gespräche aus meiner persönlichen Umgebung erinnerten. Die tiefen Risse, die unsere Gesellschaft nach mehreren Richtungen durchzieht, könnte man wohl kaum besser in Worte fassen. Nach der Lektüre bleibt der Eindruck, dass Vieles aus dem Ruder laufen könnte, wenn nicht bald wieder Besinnung auf Gemeinsames, Toleranz und Ethik als Maxime politischen Handelns einkehren.

Insofern möchte ich die Lektüre dieses von Hubert Michelis mit viel Engagement und Sorge geschriebenen Sittenbildes unserer Gesellschaft dringend weiterempfehlen.

Mir wäre es auch ein ganz besonderes Anliegen, dass dieses Buch als Grundlage für Diskussionen und Unterrichtsprojekte an Schulen Verwendung finden wird!

[Martin Urbanek]

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