Stadtrundfahrt eines Gefühlsdenkers

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Ivan Petrov: Stadtrundfahrt eines Gefühlsdenkers (Karina Verlag, 2018)Autor: Ivan Petrov
Formate: Taschenbuch
Seitenzahl: 128 Seiten
Verlag: Karina Verlag
Auflage: 1 (Februar 2018)
Sprache: Deutsch
ISBN: 978-3961116737
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Klappentext:

Das Leben in der Stadt birgt so manche geheime Geschichte. Ivan Petrov hat einige davon zusammengetragen und in dieses Büchlein gepackt. Witzig und hintergründig erzählt er vom Leben des einen oder anderen Menschen und lässt den Leser in das Leben der Einzelnen eintauchen.

Das Buch „Stadtrundfahrt eines Gefühlsdenkers“ erzählt 15 Geschichten von verschiedenen Menschen. Es ist ein Karussell von Charakteren, deren einzige Verbindung ist, dass sie sich in ungewöhnlichen Lebenssituationen befinden. Groteske und Realität wechseln einander ab.

Die Geschichten mit ihren natürlichen Dialogen lesen sich beschwingt und leicht.

Über den Autor Ivan Petrov:

Ivan Petrov (Autor)Ivan Petrov ist ein bulgarischer Autor, der in Wien lebt. Die Sammlung mit Erzählungen „Stadtrundfahrt eines Gefühlsdenkers“ ist seine erstes Buch, das in Österreich publiziert ist. Der Schriftsteller und Dokumentarfilmautor ist durch mehrere Bücher und Filme in Bulgarien bekannt. Seine Erzählungen, Gedichte und Aufsätze erschienen in bulgarischen und deutschen Zeitschriften und Anthologien.

Hinter Petrovs Werk steht ein Wunsch – die totale Öffnung seines Landes. Dieser Prozess, der in der Realität schwierig und widersprüchlich verläuft, wird in Petrovs literarischer Welt übersprungen. Seine Figuren „umtanzen“ sich, sie begehen nicht den Irrtum, einander halten zu wollen. Genauso wenig versucht seine Sprache etwas festzunageln, sie tanzt mit. Es gibt keine Grenze zwischen der Realität und der Groteske.

Elke wünscht sich ein Haustier. Eine Katze, oder ein Hund wäre schön. Aber dann bekommt sie von ihren Eltern etwas, mit dem sie zuerst nicht glücklich ist.

Was soll Elke denn mit einer Schildkröte anfangen, so einem Tier kann man doch nichts beibringen!

Doch Elke täuscht sich – Thomas der kleine Schildkröterich entpuppt sich als schlauer Kerl und rechnen – ja das kann er auch!

Zwischen den beiden entwickelt sich eine tiefe Freundschaft und gemeinsam erleben sie so manches spannende Abenteuer.

Dieses Kinderbuch ist in großer Schrift für Leseanfänger gedruckt und für Kinder ab sechs Jahren geeignet.

Mehr Infos: https://www.karinaverlag.at/products/thomas-von-elke-von-bernar-leston-illustriert-von-alin-golbs/

Leseproben aus dem Buch „Stadtrundfahrt eines Gefühlsdenkers“:

Inhalt:

  1. Der Umzug
  2. Die Augenzeugin
  3. Fred
  4. Franziska
  5. Die Briefe, Die Stadt
  6. Die Langhaarige
  7. Das Fenster
  8. Das Foto
  9. Der Ort
  10. Matthias‘ Fahrt
  11. Rückkehr
  12. Spielregeln
  13. Der Kahlköpfige Sensenmann
  14. Papageigeschichte
  15. Der Rabe

Der Umzug:

Das Fluidum der Vormieter ist schwer auszulöschen. Es wird uns noch lange verfolgen. Man muss die alten Spuren tilgen: von den Flecken an Möbeln und Fenstern, an Wänden und Türen bis zu dem Gemisch aus Kampfer, Lavendel und abgestandener Luft in den bunte Gardinen – alles, was an die ehemaligen Mieter erinnert.

Wo mag die alte Frau gestorben sein? Im Garten, im Wohnzimmer, in der Schlafstube? Oder im Krankenhaus, das man durchs Fenster auf der gegenüberliegenden Straßenseite sieht? Nach ihrem Dahinscheiden hat der alte Weber versucht, fortan ohne sie zu leben, aber hier, wo sie fünfunddreißig Jahre zusammen verbracht haben, vermag er es nicht. Dieses Haus ist angefüllt mit Erinnerungen, die ihn nicht loslassen, und das bedrückt ihn. So hat er beschlossen, diesen Ort zu verlassen und neu anzufangen.

Wie seltsam, überraschend, haben mir seine Worte im Ohr geklungen: „Ich will versuchen, neu anzufangen!“ Immerhin ist er einundachtzig. Kann man denn in diesem Alter noch etwas Neues in Angriff nehmen, was immer es auch sein mag?

Die Flecken an manchen Stellen lassen sich nur schwer entfernen. Man muss eine Menge Reinigungsmittel verwenden. Vom vielen Reiben tun einem bald die Finger und die Armmuskeln weh. Aber schließlich soll es ja sauber werden. Wir, die neuen Mieter, können nun nach Herzenslust putzen und alles neu einrichten, die Wände in unseren Lieblingsfarben streichen, andere Gardinen und Bilder aufhängen.

Der Alte erzählt uns nun schon eine geschlagene halbe Stunde lang, wie die Möbel vorher gestanden haben, was seine Frau alles gesagt und was sie ihm gewöhnlich zum Frühstück, zum Mittag- und zum Abendessen vorgesetzt hat. Er ist redselig, sehr von sich überzeugt und macht einen energischen Eindruck. Ob ihm jemand zuhört, scheint ihm egal zu sein. Der alte Weber zelebriert ein im Voraus überlegtes Abschiedsritual.

Vielleicht will er jetzt in meiner und der Gegenwart meiner Frau ein letztes Mal Bruchstücke der Vergangenheit wieder lebendig werden lassen und sich so ein für alle Mal von seinen Erinnerungen verabschieden, die hier, in diesem Haus, zurückbleiben. Für uns bedeuten sie nichts, haben sie keine Existenzberechtigung mehr, werden sie immer stärker verblassen, von Tag zu Tag, bis die Zeit gekommen sein wird, wo sie sich still und leise in eine Dachboden- oder Kellerecke zurückziehen …

Franziska:

Manche sind der Auffassung, Franziska habe ihr Leben nutzlos verbracht. Andere wiederum meinen, sie habe ihr Leben genossen, und beneiden sie um ihre Erinnerungen. Es gibt jedoch auch welche, die überhaupt nicht glauben, dass die arme Franziska jemals in Florida gewesen ist, mit einem Mike K. geflirtet und an einer Demonstration gegen Rassismus teilgenommen hat; die ihr nicht abnehmen, dass sie eine persönliche Einladung von einem „Minister“ erhalten und drei Jahre irgendwo auf Sizilien gelebt hat und dass sie mit einem marokkanischen Diplomaten auf einer Afrikasafari gewesen ist.

Ich bin der Meinung, selbst Franziska würde es schwer fallen, die Frage, ob das alles wahr sei, zu beantworten. Menschen ihres Alters klammern sich so stark an ihre Erinnerungen, dass sie sich um nichts in der Welt mehr davon trennen, selbst wenn sie nur erfunden sind. Doch warum sollten sie erfunden sein? Seit achtundsechzig Jahren lebt sie auf dieser Welt und während einer so langen Zeit kann einem schon allerhand widerfahren. Ist es nicht so?

Wenn eine Episode aus ihrem Leben glaubwürdig ist, so ihre große Liebe zu Conrad Fitzgerald, einem Verwandten des bekannten Schriftstellers Scott. Die Frage der wahren Verwandtschaft ist zwar nicht vollständig geklärt, aber man kann annehmen, dass sie existiert, weil Franziska jedem Zweifler einen Brief von Conrad unter die Nase hält, in dem er schreibt:
“Das Hotel Alexandria ist nicht so groß wie das Ritz; es ist auch nicht diamanten; ich bin jedoch überzeugt, dass es Dich voll zufriedenstellen wird. Ich hoffe, dass mir meine Verwandten diesen harmlosen Scherz verzeihen werden, ebenso wie Du.“

Außer diesem Brief zeigt Franziska auch Fotos mit einem Mann darauf, von dem sie behauptet, dass es Conrad sei. Keiner von ihren jetzigen Freunden hat ihn gekannt; sie haben sich aber längst an Franziskas Geschichten gewöhnt und zweifeln schon nicht mehr an Conrads Existenz sowie an all den angeblichen Erlebnissen des jungen, verliebten Paares. Conrad war Alpinist. Er nahm sich ein Gebirge nach dem anderen vor und Franziska begleitete ihn, das heißt, sie wartete in einem nahegelegenen Hotel auf ihn. Er war ein Profi, der selbst die schwierigsten Touren meisterte. Trotzdem hatte Franziska bei jeder seiner Bergbesteigungen große Angst.

Während Conrad sich in den Bergen aufhielt, fand sie keine Ruhe; über eine Funkverbindung, die sie persönlich zu ihm unterhielt, bemühte sie sich, neue Kräfte in ihm zu mobilisieren. Auf einigen Fotos, die Franziska mit Conrad zeigen, sieht man auf den ersten Blick, dass sie wirklich verliebt ineinander waren. Ihre Freunde nehmen ihr diese Geschichte auch ab, obwohl ihr Ausgang ungewiss ist …

Ausführliche Leseprobe:

Ivan Petrov: Stadtrundfahrt eines Gefühlsdenkers

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