Tilmann Kleye: Der Schizo

0

Tilmann Kleye: Der SchizoAutor: Tilmann Kleye
Format: eBook
Seitenanzahl: 169 Seiten
Verlag: Amazon Media
Auflage: 1 (2011)
Sprache: Deutsch
ISBN: B005UYL1OU
Altersempfehlung: Erwachsene

Tilmann Kleye auf YouTube >>>

Tilmann Kleye auf Facebook >>>


Klappentext:

Einen krankhaft Verrückten kennt jeder. Im Bekanntenkreis, im Freundeskreis oder gar in der Familie. Nur auf der Straße will ihn keiner kennen.

Die junge Hauptfigur Clemens begibt sich auf eine geheimnisvolle Suche nach Freundschaft, die Liebe, die Wahrheit und sich selbst. Dabei verliert er alles. Und findet den Wahnsinn in sich und den eigentlichen in der Welt…

Was mit einigen harmlosen Seltsamkeiten beginnt, steigert sich in ein irrsinniges Durcheinander im Denken und Fühlen von Clemens. Er wird von bösen, verschwörerischen Mächten verfolgt, immer aggressiver benimmt er sich und versinkt mehr und mehr im heillosen Chaos. Und immer wieder will er die Welt zu einer guten verändern. So irrational und erschreckend es ihn durch die Großstadt jagt, so sensibel und verletzlich ist er.

Über den Autor Tilmann Kleye:

Tilmann Kleye1981 in Leipzig geboren. Grundschule in der DDRDiktatur, Jugend in Nachwendewirren. Abitur 2000. Studium Germanistik und Mittlere und Neuere Geschichte. Viele Reisen innerhalb Europas.

Schreibend seit 1997/98 als Reaktion auf schwere Schicksalsschläge. Kontakte zu verschiedenen Szenen und Milieus Freundschaften und Bekanntschaft mit Künstlern, Musikern, Schriftstellern, Schauspielern und Menschen an sich – die sich in diversen Altern befinden.

Magisterabschluss 2012. Redakteur für „Zucker“ und „Die Literaturzeitung der Universität Leipzig – Satz und Zeilensprung“. Hier auch Gründungsmitglied. Kolumnist für den sju-Kunstsalon.

Youtube Kanal „Tilmann Kleye“ mit Lesefilmen. Autor von 7 Romanen.

„Dran glauben müssen“ short stories, bieten einen Querschnitt durch die Arbeit von Tilmann Kleye.

„Liebes, Gedichte 42 Gedichte von Liebe und Lust“ zeigen eine Auswahl der lyrischen Arbeitsweise Kleyes.

Außerdem großformatige Acrylarbeiten und Filmkunst. Geübt im Auftritt dank jahrelanger Erfahrung im Bereich Lesebühne und Poetry Slam.

Leseprobe aus dem Roman „Der Schizo„:

DER SCHIZO

Roman ich danke Gott und allen, die mich ermutigt oder entmutigt haben – alles ergibt Sinn.

Tilmann Kleye: Der SchizoZwei Augen starren in zwei Augen. Sie sind weit geöffnet, die Brauen zu der Stirn gezogen. Sie schauen sich an, mustern sich gegenseitig, doch beide Paare sind von einer Leere umgeben, die Gedanken nicht zuläßt, die sie ungedacht lassen.

Nur ein Fühlen ist von der einen Seite zu erahnen. Ein Fühlen, das sich schwammig in der Mimik des Gegenübers niederschlägt, welches dumpf aus der staubigen Spiegeloberfläche blickt.

Minuten vergehen, doch sie schauen sich unentwegt in die Augen, wie Fremde, Clemens und sein Spiegelbild, nur ab und an verändern sich ihre Züge leicht, immer dann wenn Ärger in ihm keimt, über den vergangenen Tag, die letzte Woche, die Zeit seines Lebens – Weil all das Gute, was er je erlebte, in diesem Moment des Erdrücktseins von dem ,gefühlten Üblen’, erstickt wurde und somit nur noch als ungewusste Ahnung in seinem Inneren schlummert.

Sein Denken ist keines, selbst sein Fühlen ist nicht beschreibbar, doch will man es mit Worten einkreisen, dann ist es geräuschloser dichter weißer Nebel, welcher ihm die Sicht auf eine bessere Zukunft nimmt, oder jene, wie sie es nun einmal weitestgehend an sich hat, offen läßt. Eine offene Zukunft ist besser als eine schlechte, doch dies erkennt er nicht in einem Alter, in dem die meisten sich und ihre Taten für zu wichtig nehmen, knapp über zwanzig werden alle Menschen erfolgreich, wohnen irgendwann in einer Villa im warmen Süden oder werden so berühmt, daß sie in Boulevardmagazinen die Titelseiten einnehmen.

Das heißt die Träume sind zahlreich, die Beschwerden gering, was sich mit zunehmendem Alter umkehrt. Nun ist Clemens dreiundzwanzig, doch er fühlt sich wie ein Alter, im Moment, während des Starrens in die glasigen Augen seines Spiegelbildes, hat er keinen Traum, der in seine Adern Süße pumpt.

Beschwerden, so sollte er sich eingestehen, hat er auch nicht, jedenfalls keine gravierenden, es sei denn ein Anflug von Deprimiertheit oder Verstimmung wird als großes Übel angesehen. Doch übel fühlt er sich in seiner Haut, die ihn begrenzt, in Anbetracht des Spiegelbildes, das ihm weit weniger bekannt vorkommt, als die Gesichter mit denen er sich gern oder ungern umgibt.

Hat er Grund für diese „winterliche“ Melancholie? Es ist Mai und alles blüht und duftet, wie in jedem Mai, in jedem Jahr, mit Sonne und kurzen Röcken und dem ganzen Kram, der alles in ein Wachsen und Emporsteigen legt und eigentlich müßte auch er sich freuen, weil er endlich wieder Gelegenheit hat, eine seiner zahlreichen Sonnenbrillen zu tragen, die er seit geraumer Zeit sammelt.

Doch seine Mundwinkel hängen und sein Blick ist träge auf sein vertraut unbekanntes Spiegelbild gerichtet, weil er sich, trotz optischer Verdopplung, nicht genügt. Sein Fühlen wird ein wenig konkreter, indem ihm bewußt wird, daß er sich allein fühlt, auch wenn ihm sein Kopf befiehlt, solcherlei Fühlen sofort zu unterdrücken, da er faktisch nicht allein ist.

Seine Mutter wohnt ganz in der Nähe, seine Freunde und Bekannten sieht er nahezu täglich und die Trennung von seiner letzten Freundin liegt gerade erst acht Wochen zurück. Von außen, und von seinem Verstand her betrachtet, der zu oft so rational arbeitet wie eben dieses objektive „außen“, ist er alles andere als alleine, doch an manchen Abenden, wie diesem, läßt er dieses Gefühl in sich Raum einnehmen, das ihm suggeriert, er wäre Robinson ohne Freitag und er stehe auf seiner Insel, die in einem Meer aus vertrauten Menschen schwimmt.

Man mag derlei als pubertäres Durcheinandersein abtun, das sich arg verspätet noch einmal zurückmeldet, aber er kann es nicht, weil es ihn ausfüllend einnimmt, wie der Rauch von Zigaretten, die ihm zum verläßlichen, langjährigen Freund geworden sind, um dessen Tücken er weiß, aber wer sagt seinen Freunden schon böse Sachen ins Gesicht oder läßt sie gar im Stich, wenn sie so oft Halt gaben.

Clemens fährt sich mit seiner zur zitternden Kralle geformten Hand durchs Haar und zischt durch seine Zähne:

„Was mach ich hier eigentlich?“, fegt mit vier Schritten in den Wohnraum seiner kleinen Mietwohnung, schaltet den Fernseher an und sitzt rauchend davor, die vierzig Sender in einer Minute durchrasselnd…

Weitere Leseproben bei Amazon – Blick ins Buch >>>

Ausführliche Leseprobe >>>

Tilmann Kleye: Der Schizo (Leseprobe)

Rezension zum Roman „Der Schizo“:

Ein grandioser postmoderner Kultroman: Ein Irrer karikiert seine noch paranoidere Welt und Zeit …

Der 1981 in Leipzig geborene Germanist und Historiker Tilmann Kleye wurde während der Zeit der DDR-Diktatur eingeschult und erlebte während seiner Jugend die „Nachwendewirren“. Bereits mit 16/17 Jahren sei er aufgrund „schwerer Schicksalsschläge“ (Vita) zum Schreiben gekommen.

Es mag schon seine Schwierigkeiten mit sich bringen, wenn ein sensibler und künstlerisch hochbegabter junger Mensch solche Krisen- und Umbruchzeiten miterlebt und dabei seine eigene Identität und Verortung im Leben in einer maroden und in die Brüche gegangenen, ja darniederliegenden alten (sozialistischen) Weltordnung finden soll. Wir im Westen blicken mit hocherhobenem Haupt und in widerwärtigster Siegerpose auf diese Zeit herab, in der der Kapitalismus den Kommunismus besiegt hat. Aber haben wir damals nicht den Osten über den Tisch gezogen, ohne die Menschen dort überhaupt zu fragen!?

Wir haben es getan, weil wir Geld hatten und meinten, deswegen dieses Recht zu haben! Ganz so scheint auch Clemens, der Protagonist dieses Romans, zwischen zwei Welten zu leben, orientierungslos zu sein und immer weiter abzurutschen und sich in seinem Wahnsinn zu verlieren (Und wird dadurch dieser Wahnsinn nicht zum Schutz?).

Clemens ist ein nicht unsympathischer junger Mann, Student, der sich weder leicht mit dem Leben als solchem noch mit sich selbst tut. Seine psychische Gestörtheit, ja sein Wahnsinn, der immer mehr über ihn kommt, lassen eine „normale Entwicklung“ einfach nicht zu, denn der junge Mann weist diverse Störungen seiner Persönlichkeit auf (Von „Krankheiten“ spricht man ja in der modernen Psychotherapie nicht länger! Auch das ein Indiz dafür, wie krank wir in Wahrheit wirklich sind!?).

Je weiter der Plot des Romans voranschreitet, desto mehr wird Clemens‘ Paranoia deutlich, ja sie nimmt erschreckende Züge an. Man merkt es auch an der Sprache des Romans und in seinen vermeintlichen formalen Mängeln und Fehlern, die von einigen Rezensenten scharf kritisiert worden sind.

Wie dem auch sei, aber sind solche Mängel am Ende nicht Stilmittel, die zu Metaphern eines kranken Menschseins sowie einer paranoiden Um- und Mitwelt oder Gesellschaft führen? Es ist zweifellos ein postmoderner Roman, der uns in seiner Fäkalsprache vor Augen führt, wie krank die Gesellschaft und wir selbst in Wahrheit sind.

Tilmann Kleyes Roman „Der Schizo“ ist wie ein zweischneidiges Schwert, an dem sich die Geister scheiden werden. Er ist ein noch junger moderner Schriftsteller, der unserer Zeit und Welt zuzurufen scheint: „Hört doch auf mit all diesem Scheiß!“

Aber was will dieser Tilmann Kleye? Ich vermute, er will einfach nur eine menschlichere und bessere Welt, und sein Roman ist ein einziger Aufschrei und Aufruf zur Umkehr.

Schon Erich Fromm stellte fest: „Die Normalen sind die Kränksten. Die Kranken sind die Gesündesten!“

Geben wir diesem etwas anderen Roman eine Chance und damit auch diesem hochtalentierten jungen Schriftsteller, dem ich prophezeite, er hätte das Potenzial zu einem der wirklich ganz Großen oder er würde scheitern. Ich spreche nicht von den heutigen Erfolgsautoren, die heute millionenfach gelesen und morgen vergessen sein werden, sondern ich meine die wirklich Großen, die bleiben werden.

Alles Gute Dir, Tilmann Kleye!

Rezension bei Amazon


Weitere Bücher von Tilmann Kleye:

Tilmann Kleye  Tilmann Kleye

Tilmann Kleye  Tilmann Kleye

Share.

About Author

Leave A Reply